Mittwoch, 22. November 2017

Wer's findet, dem gehört's




Meine Tagebücher und ich


von David Sedaris
Übersetzung: Georg Deggerich
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
608 Seiten
Verlag: Blessing
ISBN: 978-3-89667-574-3
Preis: 25 Euro

Tagebuch schreiben ist nichts Neues – im Gegenteil. Die Art und Weise seine Aufzeichnung im Tagebuchformat (Selbstzeugnis in chronologischer Form) verändert und entwickelt sich ständig. Und wie sehr sich Tagebücher auch voneinander unterscheiden mögen, so steht doch stets das Motiv/der Wunsch des Tagebuchschreiber im Vordergrund: Erinnerungen so unverfälscht und ehrlich wie möglich aufzuschreiben und zu bewahren. 

Wie das Schreiben von Tagebüchern der persönlich Entwicklung und Selbsterforschung dient, mag man auch an David Sedaris‘ Tagebüchern sehen, allerdings auf eine Art, die sich von Tagebüchern großer Schriftsteller unterscheidet. Wie er selbst in der Einleitung schreibt, mag er nicht über seine Gefühle schreiben (die kennt er ja und die verändern sich auch ständig). Er schreibt lieber über die der Anderen und was er in seiner Umwelt wahrnimmt  – das ist viel interessanter für ihn.

Ein wirklich ungewöhnliches Buch, in dem der Autor den Lesern einen sehr persönlichen Einblick in sein Leben gibt. Auf gut 600 Seiten schreibt er über die Phasen, die er in den Jahren von 1977 bis 2002 in Raleigh, Chicago, New York und Paris durchlaufen hat. Von den rund acht Millionen Wörtern, die er seit 1977 in seinen Tagebüchern gesammelt hat, ist das vorliegende umfangreiche Werk aber nur ein kleiner Teil. Die Jahre 2003 bis 2017 wird es vielleicht in einem zweiten Teil geben.

Seiner eigenen Empfehlung folgend: „Abgesehen davon erwarte ich nicht, dass irgendwer alles von Anfang bis Ende liest. Es ist eher die Sorte Buch, die man mal hier und mal dort aufschlägt, wie das College-Jahrbuch eines Freundes oder eine Witzesammlung." (Zitat Seite 13) wird das Buch seinen Platz auf meinem Nachttisch für längere Zeit behalten. Am Stück kann man den sehr nüchternen und trockenen Schreibstil, dem es stellenweise nicht am entsprechenden Humor fehlt, kaum verkraften.
Den ungewöhnlichen Titel gab Sedaris seinem Werk übrigens aufgrund einer „Fundunterschlagung“. Die Erklärung dazu bekam er von seiner Freundin Pam in London als er einen Fünf-Pfund-Schein fand und ausgegeben hatte.

Ich empfehle dieses Buch Leserinnen und Lesern, die ungewöhnlichen und trockenen Humor mögen.

4 Sterne

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